Im Elbsandsteingebirge wandern: Vom Falkenstein zum Carolafelsen
Das Elbsandsteingebirge ist ein Sehnsuchtsort von mir – wenn ich dran denke, schlägt mein Herz höher. Natürlich auch, weil ich hier Wandern und Fotografieren lohnenswert kombinieren kann, aber hauptsächlich, weil ich diese Landschaft so unglaublich und faszinierend finde und es noch so wahnsinnig viel zu entdecken gibt: Felsspalten, Klettersteige, Aussichtspunkte, Farben, Tages- und Jahreszeiten.
Als Fotografin und Outdoor-Enthusiastin weiß ich die Vielfalt, die das Elbsandsteingebirge zu bieten hat, sehr zu schätzen. Außerdem ist dieses exotische Gebirge nur einen Steinwurf von Berlin entfernt, obwohl es teilweise anmutet wie der Grand Canyon – endlich also auch für mich Stadtkind mal ein landschaftliches Juwel, für das ich nicht ins Flugzeug steigen muss.
Dieses Jahr hab‘ ich mir relativ spontan vorgenommen, auch mal im Herbst in die Sächsische Schweiz zu fahren, bisher war ich nur im Frühling hier. Die Herbstfarben sind dieses Jahr in den Wäldern rings um Berlin und in der Stadt einfach explodiert, und ich habe mir deshalb ein ziemlich fantastisches Farbspektakel vorgestellt – und wurde nicht enttäuscht!
Drei Freunde und ich sind am ersten Novemberwochenende am Freitag ins Auto gesprungen und nach Bad Schandau gefahren, hinein in den wärmsten Sonnenuntergang, der uns an der Elbe willkommen hieß. Den Abend ließen wir in unserer gemütlichen Unterkunft in der Kirnitzschtalstraße mit Glühwein und unserem Lieblingsspiel Cascadia ausklingen. Voller Vorfreude auf den nächsten Tag mit einer ca. 18 Kilometer weiten Wanderung. Endlich wieder die Schrammsteine sehen!
Im Folgenden findest du meine Beschreibung eines Rundwegs, der dich vom Parkplatz Ostrau am Falkenstein vorbei, über die Schrammsteine, den Aussichtspunkt Breite Kluft, die Affensteinpromenade, den Carolafelsen, den abenteuerlichen Zurückeweg und den Zeughausweg wieder zurück zum Ausgangspunkt am Parkplatz führt.
Wir haben für diese Tour ca. sechs Stunden gebraucht, unterwegs aber auch wirklich viel fotografiert, Pausen gemacht und einen nicht krass strammen Schritt drauf gehabt. Weil es schon gegen vier dunkel zu werden anfing, haben wir unsere Tour auch etwas abgekürzt und am Ende den Bogen über die Wilde Hölle abgeschnitten. Dieses Fest wartet dann beim nächsten Mal auf mich.
Rundweg Teil 1. Parkplatz Ostrau – Falkenstein – Schrammsteintor
Stimmungsvoller Herbstwald und erste Felsenmonster, die wie eine Filmkulisse anmuten, am Falkenstein
Niemand verlässt den Pfad und niemand wandert allein
So ernst haben wir diese Zeile aus einem Hobbitlied nicht genommen, vor allem das mit dem Pfad nicht. Aber first things first. Der Parkplatz Ostrau war unser Startpunkt und eine ruhige Stelle, um das Auto abzustellen und nicht mit allen anderen Schrammsteinausflüglern gleichzeitig zu diesem beliebten Spot zu (sch)rammeln.
Es war nicht der direkte Weg zu den Schrammsteinen, wo unsere Komoot-Tour eigentlich losgehen sollte, aber wir hatten den ganzen Tag Zeit und Wanderlust, also warum nicht unterwegs noch den Falkenstein ansehen? Nach einem kurzen und schon illustren Stück ging der Wanderweg hier mit einem nicht zu übersehenden Schilderwald links rein in den Zeughausweg – unter einem riesigen Felsblock hindurch, der Appetit auf die weitere Wanderung machte.
Der Zeughausweg ist ein recht breiter Forstweg, den wollten wir also möglichst schnell wieder verlassen und hätten vor lauter Aufregung fast den Einstieg verpasst in unseren Wanderpfad, der direkt über einen Hügel zum Falkenstein führt. Hier lagen Baumstämme drunter und drüber und wuchsen echt seltsame, gruselige Pilze, die hoffentlich eines natürlichen Ursprungs sind, aber wirklich nicht so aussahen.
Wir fühlten uns hier sofort superwohl. Natur, wohin das Auge blickt, keine anderen Menschen, gute Stimmung und noch den ganzen Tag vor uns. Querfeldein, weil dieser Wanderweg schon länger gesperrt zu sein schien, stapften wir durch feuchten Farn, schoben uns unter umgestürzten Bäumen durch und kletterten über andere drüber. Nach ca. einer halben Stunde standen wir vor dem Falkenstein, unserem ersten von vielen Tafelbergen auf dieser Wanderung. Deshalb hatten wir auch leider keine Zeit, uns hier länger aufzuhalten. Aber da die Landschaft am Fuße des Falkenstein wie eine surreale Filmkulisse anmutet, haben wir hier natürlich ein kleines Fotoshooting gemacht.
Die Schrammsteine – auch im November begehrtes Ausflugsziel
Ich war im Mai 2020 zum ersten Mal auf den Schrammsteinen. Damals waren gerade erst die Lokale und einige Unterkünfte nach dem ersten Lockdown wieder geöffnet und relativ zaghaft Menschen in die Region gekommen. Wirklich wenig Wandersleute waren auch damals nicht auf dem Gratweg der Schrammsteine unterwegs, aber mit diesen Menschenmassen hatten wir an einem Novemberwochenende echt nicht gerechnet. Augen zu und durch geht nicht, weil’s links und rechts steil runtergeht, also einfach aushalten und hoffen, dass es wieder weniger werden.
Aber ich greife vor. Erstmal sind wir am Großen Schrammsteintor angekommen und ab hier dem Malerweg gefolgt, bis einige in den Fels gehauene Eisentreppen dazu einladen, nicht mehr am Fuße der Schrammsteine entlangzugehen, sondern raufzuklettern. Ich fand das schon beim ersten Mal und auch jetzt wieder absolut spaßig. Es ist ein Abenteuer genau nach meinem Geschmack: nicht angsteinflößend gefährlich, aber mit etwas Nervenkitzel dabei.
Die Hände sollte man auf diesem Stück frei haben und auch möglichst nichts um den Hals baumeln – umso glücklicher war ich wieder einmal über den Capture Clip für meine Kamera von PeakDesign. Den befestigt man einfach vorne am Rucksackträger und hängt die Kamera da ein. Sie ist weiterhin jederzeit parat, aber kein bisschen im Weg beim Laufen, Wandern, Springen, Tanzen oder Klettern und vollkommen sicher vorm Runterfallen. Auf diese Erfindung habe ich quasi gewartet und deshalb ist dieser Clip eine persönliche Empfehlung von mir.
Hands free! Auf diesen beiden Bildern sieht man ganz gut, wie der Clip funktioniert:
Rundweg Teil 2. Schrammsteinaussicht – Gratweg – Affensteinweg – Carolafelsen – Parkplatz Ostrau
Klettern, Rasten, Staunen, Weiterklettern
Nach gefühlt einer Million Stufen und echtem Abenteuer-Feeling oben angekommen, erschloss sich sofort, dass es die Anstrengung wert war: Es eröffnete sich eine weite Aussicht über das Elbsandsteingebirge bis zum Horizont mit mehreren Tafelbergen. Mit etwas Glück (das hatte ich 2020 bei meinem ersten Besuch hier oben) sind sie noch halb im Nebel versteckt und muten dann an wie ein Gemälde von Caspar David Friedrich. Wir waren zur Mittagszeit hier angekommen – der Ausblick war natürlich grandios, aber das Licht war für eine längere Fotosession einfach nicht gut genug. Gar nicht schlimm, umso mehr Zeit hatte ich für eine Rast, die dringend nötig war. Zeit für Brötchen, Stollen und Glühwein!
Nach diesem Aussichtspunkt – der Schrammsteinaussicht – kommt, wenn man dem Malerweg weiter folgt, einer der schönsten Abschnitte im gesamten Elbsandsteingebirge, wie ich finde: der Gratweg, der teilweise zwischen engen Eisengeländern und vielen Leitern eine gute halbe Stunde oben auf den Schrammsteinen entlangführt.
Die Bilder hier zeigen einige Eindrücke, die ich von dieser Landschaft hatte:
von oben links: märchenhaft klingende Namen auf den Wanderschildern; fast geschafft – die Schrammsteine sind in Sicht; die riesige Felsformation „Schrammsteintor“, die auf mich wirkt wie gigantische Elefantenbeine; das bin wohl ich; am Falkenstein kann man wunderbar Fotoshootings machen, die Kulisse ist wie gemacht dafür
Wenn man möchte, kann man nach der Gratwanderung eine weitere Rast einlegen und dabei den grandiosen Ausblick „Breite Kluft“ genießen. Das möchten aber auch viele viele andere Wandersleute, weshalb wir hier nur einen kurzen Fotostopp gemacht und uns dann sofort wieder auf den Weg gemacht haben.
Jetzt schlängelt sich der Wanderweg einige Schluchten entlang durch wunderschönen Wald, führt an zwei Gabelungen vorbei zur Affensteinpromenade, auf der man links einbiegt (gerade aus streckt sich eine steile Treppe entgegen, die benutzen wir später auf dem Rückweg!).
Ab hier verlief unsere Wanderung leider nicht mehr planmäßig, was sich letztendlich aber als Glücksfall herausgestellt hat, da wir sonst nicht vor Einbruch der Dunkelheit am Parkplatz zurückgewesen wären, sondern uns aller Wahrscheinlichkeit nach im Dunkeln mitten in der Wilden Hölle wiedergefunden hätten, die an diesem Wochenende auch noch einen krass schlammigen Boden aufzuweisen hatte.
Eines meiner liebsten Motive als Fotografin ist der Wald. Seine reine und schöne Energie einzufangen, erfüllt mich mit unendlicher Freude und einem Sinn. Ich fühle mich mit der zeitlosen Natur und der Erde verbunden.
Eigentlich führt die Route, die ich bei Komoot ausgesucht hatte, am Kleinen Dom vorbei und nach einem relativ weiten Bogen auf dem Zeughausweg Richtung Südosten in die „Wilde Hölle“. Und auf die war ich besonders neugierig, aber ein unaufmerksamer Augenblick samt falschem Abbiegen führte uns noch vor dem Kleinen Dom auf die Obere Affensteinpromenade. Der Name ist pittoresk, die Landschaft ist es auch, aber aus dem Konzept gebracht hatte es uns dennoch.
Ein ausführlicher Blick auf die Karte und den Sonnenstand (bzw. die Uhr) brachte Klarheit: Wir verschieben die Wilde Hölle aufs nächste Mal und sehen uns heute wenigstens noch den Carolafelsen an, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Wir waren inzwischen auch schon etwa vier Stunden unterwegs und einigemaßen erschöpft. Und mit „wir“ meine ich meine Freunde – ich war noch taufrisch und immer noch in bester Wander- und Fotografierlaune. 🙂
Carolafelsen – Fluch und Segen einer Aussichtsplattform
Der Carolafelsen schraubt sich 458 Meter aus dem Tal in die Höhe und bietet damit einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung – und das sogar Richtung Westen, also zum Sonnenuntergang. Das macht diese riesige Aussichtsplattform zu einem beliebten Wanderspot und so waren die Felsen oben übersät mit Menschen, die den Carolafelsen so wie wir als Ziel auserkoren hatten.
Ausblick Richtung Westen vom Carolafelsen aus: Grand Canyon meets Germany.
Lange hielt es uns dort nicht, aber ein paar wunderschöne Landschaftsbilder sind immerhin entstanden. Außerdem gibt es dort oben, anders als in den Schluchten weiter unten, hervorragenden Handyempfang und da wir noch keine Reservierung für unser Abendessen hatten, wurde es höchste Zeit, dass wir uns darum kümmerten. Warum also nicht auf dem Carolafelsen? Ich habe schon an schlimmeren Orten telefoniert.
Achterbahnfahrt auf dem Zurückesteig
Ohne, dass wir es geahnt haben, kam jetzt auf dem Rückweg noch ein weiteres landschaftliches Highlight: der Zurückesteig! Ähnlich abenteuerlich wie der Gratweg auf den Schrammsteinen, nur mit wesentlich weniger Menschen, führt dieser Weg auch über links und rechts steil abstürzende Felsen, Eisenleitern und Kletterpartien. Wer hier schon wie wir mindestens 15 km Wanderweg hinter sich hat, wird bemerken, wie die Beine bei jedem Schritt zittern und das Knie hier und da bedenklich ziept.
Am Ende führt eine steile Eisentreppe hinab zum Ausgangspunkt des Rundweges um den Kleinen und Großen Dom, die Wilde Hölle und den Carolafelsen – für diese Etappe sollte man sich dann doch etwas mehr Zeit mitbringen als wir sie hatten, vor allem, wenn unterwegs auch noch schöne Fotos entstehen sollen.
Jetzt hatten wir „nur noch“ den Rückweg zum Parkplatz vor uns. Praktischerweise führt ein mehr oder weniger direkter Weg vom Schrammsteinweg nach Ostrau: der Lehneweg. In umgekehrter Richtung möchte ich diesen Weg aber unter keinen Umständen empfehlen, da er sich über mindestens zwei Kilometer steil nach oben zieht und wirkt, als würde er nie mehr aufhören. Wir hatten das also als „bergab“ und unsere Knie waren wenig amüsiert darüber.
Als diese steile Passage jedoch geschafft war – und zwischendurch nochmal einen einmaligen Blick zwischen Felsen hindurch zum Falkenstein in weiter Ferne freigab -, mussten wir uns nur noch auf dem Zeughausweg durch den Wald schlagen und waren nach einer weiteren Dreiviertelstunde zurück auf der Falkensteinstraße, wo unsere Wanderung sechs Stunden zuvor begonnen hatte.
Im Elbsandsteingebirge wandern – und dann natürlich einkehren!
Wie ich schon erwähnt habe, nutzten wir den guten Handyempfang auf dem Carolafelsen, um uns im überfüllten Elbsandsteingebirge einen Tisch fürs Abendessen zu ergattern. In drei Restaurants hatten wir kein Glück, aber die Schrammsteinbaude, nur drei Autominuten vom Parkplatz Ostrau entfernt, konnte uns noch ein Zeit- bzw. Essensfenster zwischen 17 und 19 Uhr anbieten. Um in Bad Schandau nicht hungrig und schlecht gelaunt herumzuirren, nahmen wir das Angebot an und haben’s nicht bereut.
Wir waren durchgefroren, erschöpft und ausgehungert und brauchten wenig, um glücklich zu sein. Die Schrammsteinbaude bot alles für das kleine Wanderglück: Wärme, einen gemütlichen Tisch in der Ecke, einen freundlichen Kellner, Wein und etwas Warmes zu essen, auch für mich als Vegetarierin (auch wenn ich die Tomatensauce zu den wirklich leckeren Knödeln nicht ganz verstanden habe).
Hier konnten wir den wunderbaren Wandertag angemessen ausklingen lassen.
Im Elbsandsteingebirge wandern – Alles nochmal zusammengefasst:
Start und Ziel: Parkplatz Ortseingang Ostrau
Länge: 18 km (ca. 6 Stunden)
Sehenswürdigkeiten unterwegs: Falkenstein, Schrammsteine, Breite Kluft, Affensteinpromenade, Carolafelsen, Zurückesteig
Einkehr: unterwegs keine, aber am Ende bietet sich die Schrammsteinbaude an (Tisch reservieren!)
Das Glück des Wanderns auch Zuhause erleben
Das Elbsandsteingebirge – märchenhaft und inspirierend. Die Tafelberge und Wälder zwischen Wehlen und Schmilka bieten viele wunderschöne Wanderungen, auf denen du entspannen und eine einzigartige Landschaft genießen kannst.