Der Malerweg in der Sächsischen Schweiz war im Mai 2020 die erste Fernwanderung meines Lebens – und hat alles geboten, was ich mir nur wünschen konnte: spektakuläre und abwechslungsreiche Landschaften, interessante Begegnungen, Wald, Flüsse, Felsen, Abenteuer. 

Das Elbsandsteingebirge ist, finde ich, ein Wanderjuwel. In diesem Artikel stelle ich dir die acht Etappen des Malerweges vor, zeige dir dessen Schönheit in vielen Bildern und teile meine Erkenntnisse mit dir: vom „Mitnehmen oder nicht mitnehmen“ über Herbergen und Lokale bis hin zu den richtigen Schuhen und warum Kajakschuhe dafür gesorgt haben, dass ich die Wanderung nicht nach vier Tagen abbrechen musste.

Komm mit auf 112 Kilometer purer Wanderlust!

Malerweg im Nationalpark Sächsische Schweiz

Womit wandern auf acht Etappen?

Malerweg (Sächsische Schweiz) - Was kommt in den Wanderrucksack

Ich hab mich für einen Wanderrucksack entschieden, der maximal 30 Liter fasst, und bin nach mittlerweile drei Fernwanderungen immer noch sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Den Inhalt des Rucksacks versuche ich mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg auf 10 Kilo zu beschränken.

Was ist drin und hat sich auf dem Malerweg für mich als unentbehrlich beziehungsweise nützlich erwiesen? Und worauf kann ich gut verzichten?

    Unentbehrlich:

    • Gute Wanderschuhe
    • Leichte Slipper
    • Erste-Hilfe-Päckchen
    • Trinkflaschen für 2 Liter
    • Sonnencreme
    • Sonnenbrille
    • Halstuch
    • 2 Paar Wandersocken: Ich schwöre auf Merinowolle!
    • 1 Wanderhose: Im Sommer reicht meiner Erfahrung nach eine kurze Hose und
    • 1 Leggings (auch hier: Merinowolle!)
    • Gürteltasche: superpraktisch für Geld, Handy, Korkenzieher 😉
    • kleines Tuch zum Draufsetzen (verhindert z.B. Harzflecken)
    • Blechtasse
    • Wasserfeste Routenkarte
    • Notpfeife (oder wie auch immer der Fachausdruck dafür ist)
    • 3 Shirts: langärmelig, kurzärmelig, ärmellos (natürlich aus Merinowolle)
    • leichte Windjacke
    • wetterfeste Regenjacke
    • Regenschirm (!)
    • Blasenpflaster

    Nützlich:

    • Ultraleichtes und schnell trocknendes Handtuch
    • Mückenspray
    • Taschenmesser oder Opinel

    Quatsch:

    • Flasche Wein (:-))
    • Stirnlampe
    Festung Königstein (Sächsische Schweiz) - Wachturm

    Etappe 1: Liebethal (Pirna) – Stadt Wehlen

    • 12 Kilometer
    • 4 Stunden
    • größtenteils flach
    • Lieblingsstück: Uttewalder Grund

    Erreichbar ist der Malerweg denkbar einfach:  Mit dem Zug nach Dresden Hauptbahnhof, dort mit der S-Bahn nach Pirna und da wiederum mit dem Bus nach Liebethal. Der Einstieg zum Malerweg ist nur ein paar Minuten von der Bushaltestelle entfernt und gut ausgeschildert. Oder du folgst einfach den anderen Wandersleuten und lässt dich vor dem Einstiegsschild von ihnen fotografieren. 😉

    Es folgt ein wunderschöner Pfad durch den Liebethaler Grund: dichter Laubwald, ein vor sich hinplätscherndes Flüsschen (die Wesenitz), die ersten märchenhaften Felsen und hin und wieder eine Bank, um das alles auf sich wirken zu lassen und ein Gläschen Wein zu genießen. Ein Wort zum Weingenuss: Ich persönlich finde es sehr entspannend, beim Wandern hier und dort ein Glas Wein zu trinken. Wer mein Packfoto genau betrachtet, erkennt, dass ich da keine Kompromisse mache. Nein, das ist natürlich Quatsch. Ich habe zwar tatsächlich eine Flasche Roséwein mitgenommen, aber nur für die erste Etappe und nur, weil diese als leicht und kurz ausgewiesen war. Ich kann jedenfalls berichten, dass sich das gelohnt hatte.

     

    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Ausgangspunkt des Malerweges in Wesenitz
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Berühmtes Wanderschild am Anfang des Malerweges
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Malerischer Fluss Wesenitz

    Am Ende dieses wunderbaren Intros durch den Liebethaler Grund kommst du an der Daubemühle und dem Richard-Wagner-Denkmal vorbei. Es folgen ein paar Kilometer durch ein verschlafenes Dorf (Mühlsdorf) und an Feldern vorbei, die damals im Mai in wunderbarem Sattgrün zum Fotografieren einluden.

    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Weizenfeld im Frühling
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Etappe 1 - Ausblick am Rastplatz

    Alsbald betrittst du nicht nur den Uttewalder Grund, sondern eine Landschaft wie aus dem „Herr der Ringe“ oder einer anderen fantastischen Geschichte entsprungen. Jeder Baum, jeder Felsen mutet an wie ein Fabelwesen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und natürlich plätschert entlang des Weges auch noch ein Bach entlang, um das Märchenhafte perfekt zu machen. Noch bevor ich das berühmte Felsentor durchschritt, waren jede Menge Megabytes verfotografiert. Da kam uns die „Waldidylle“ für ein kleines Päuschen und eine Erfrischung sehr gelegen: Eine leckere Waldbeerenbowle später machten wir uns auf den Weg. Stadt Wehlen war nicht mehr weit. In dem Gasthaus „Waldidylle“ kannst du übrigens auch übernachten, solltest du aber sehr frühzeitig buchen (fünf Monate vorher reichen im Zweifel nicht).

     

    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Baum im Uttewalder Grund
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Waldbeeren-Bowle im Uttewalder Grund
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Kreuzung im Uttewalder Grund
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Baum im Uttewalder Grund
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Felsentor
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Liebethaler Grund

    Das Etappenziel Stadt Wehlen: ein wunderbar ruhiger und pittoresker Ort direkt an den Ufern der Elbe. Hier macht es Spaß, durch die Gassen zu schlendern, auf dem Marktplatz einzukehren oder den Tag am Elbstrom ausklingen zu lassen.

    Unsere Unterkunft befand sich etwa zwei Kilometer außerhalb des Ortskerns und ist eine echte Empfehlung von mir: das „Herrenhaus Orangella„. Es gibt eine Ferienwohnung im Haupthaus und „Drei Bunte Stübchen“ gegenüber. In eines dieser Stübchen hatten wir uns eingemietet und es hat uns an nichts gefehlt: Wir erfreuten uns an der unkomplizierten Gastfreundschaft, einer Flasche Sekt und an frischem Kaffee am Morgen. Alles sauber und gemütlich, still, klein und sehr geeignet für eine Wanderübernachtung. Abends kannst du auf dem riesigen Grundstück vor dem Herrenhaus die Elbe Richtung Dresden fließen sehen und die gemütlichen Lichter am gegenüberliegenden Ufer. Und dich fragen, wie sich die Etappe 2 am morgigen Tag wohl zeigen wird.

    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Wehlen am Elbufer
    Malerweg (Sächsische Schweiz) - Etappe 1 - Unterkunft "Herrenhaus Orangella" in Wehlen

    Etappe 2: Stadt Wehlen – Hohnstein

    • 13,2 Kilometer
    • 5 Stunden
    • 632 Höhenmeter, anstrengend
    • Lieblingsstück: Wolfsschlucht und Polenztal

     

    Die zweite Etappe ist eigentlich durchgängig anstrengend. Weil aber gefühlt hinter jeder zweiten Ecke eine Belohnung in Form einer atemberaubenden Aussicht wartet, lohnt sich jeder Schritt!

    Nachdem du die Stadt Wehlen und die stoisch fließende Elbe links in den Wald verlassen hast, beginnen die ersten Höhenmeter. Da es aber noch früh am Morgen ist, macht dir das nicht viel aus. 🙂 Ab jetzt bietet es sich an, konsequent aerobes Laufen zu praktizieren, das bewirkt Wunder! Dabei handelt es sich um ganz entspanntes Laufen bei weniger als 80% deiner maximalen Herzfrequenz. In diesem Bereich zu wandern maximiert übrigens auch die Fähigkeit deines Körpers, Fett als Energiequelle zu verbrennen. Unseren „Trailnamen“ haben wir von dieser Art des Wanderns, besonders bergauf: Wir nannten uns die „Aerobi Hochschraubis“. 

    Alles also kein Problem, zumal schon nach wenigen Kilometern die berühmte Basteibrücke aufwarten sollte. Für mich als Fotografin nicht zur optimalen Tageszeit, aber ein paar schöne Fotos von diesem beliebten Ausflugsort sind mir trotzdem gelungen. Wegen der coronabedingten internationalen Reisebschränkungen waren nicht allzu viele Touristen vor Ort – zwei Jahre zuvor hatte ich die Basteibrücke wesentlich vollgestopfter erlebt und musste zusehen, wie ich einen guten Aussichtspunkt für meine Fotos ergatterte, ohne dass Menschen die Sicht zustellten oder mich ganz und gar umrannten.

    Für die Basteibrücke kannst du ruhig etwas Zeit einplanen: für einen kleinen Imbiss und für die fantastischen Aussichten von der Brücke selbst aber auch von den umliegenden Felsen. Von einigen Stellen hier hast du atemberaubende Sicht auf die Tafelberge des Elbsandsteingebirges.

     

    Nach der Bastei geht es zunächst wieder hinunter ins Tal – zum Amselsee. Wenn du genug Zeit und Muße hast, kannst du hier eine Bootstour machen. Wir haben dieses Vergnügen ausgelassen – und waren angesichts der noch vor uns liegenden Strecke dann auch froh darüber.

    Hier folgt der Weg dem Amselgrundbach, vorbei am Abzweig zu den nicht weit entfernten sogenannten Schwedenlöchern und dem Amselfall. Die Schwedenlöcher hatten wir diesmal ausgelassen, aber sie stehen fürs nächste Mal schon auf der Liste.

    Nach weiteren nicht ganz unanstrengenden Höhenmetern gelangst du aber alsbald zur Rathewalder Mühle, einer urigen Einkehr unterhalb eines riesigen Felsens. Hier gibt’s alles, was das Wanderherz begehrt, deshalb fühlten wir uns nach dem mühevollen Aufstieg hier auch zu einer weiteren Rast eingeladen. Es gibt hier sogar eine Ferienwohnung, die richtig gemütlich aussieht! 

    Ab hier ist der Weg bis zur Wolfsschlucht eigentlich ganz gemütlich. Eigentlich. Denn nach ein paar hundert Metern findest du dich plötzlich parallel zur und teilweise auf der Hohnsteiner Straße laufend wieder, die relativ stark befahren ist. Zum Glück dauert dieses stressige Stück nur etwa 15 Minuten, bevor du an der Hocksteinschänke rechts wieder in einen Wald einbiegst.

     

    Die Hocksteinschänke ist übrigens eine Einkehr, die ich sehr empfehlen kann! Sie ist eine aus massiven Baumstämmen gezimmerte Blockhütte, in der es sich sehr gemütlich rasten und wahnsinnig lecker essen lässt! Die Familie und das Team, die die Hocksteinschänke betreiben, sind so gastfreundlich, dass man gar nicht wieder aufbrechen mag.

    Jetzt gehst du nur noch ein paar hundert Meter durch einen wunderschönen Wald, an dessen Ende du die Hocksteinaussicht erreichst. Und die heißt nicht umsonst so: Hier hast du von verschiedenen Punkten aus wieder tolle Blicke über das Polenztal und rüber zur Burg Hohnstein. Auch eine geräumige Schutzhütte befindet sich hier, falls ein spontanes Unwetter oder der Picknickhunger über dir hereinbrechen sollte. Sobald du dich sattgesehen hast, wird’s abenteuerlich, und hier kommt eine meiner Lieblingsattraktionen auf dem Malerweg: die Wolfsschlucht. Zwischen zwei gigantischen Felsen verläuft eine schmale Lücke, durch die ein Mensch gerade so hindurchpasst. Hier steigst du auf einer Eisenleiter hinab in die Wolfsschlucht und immer weiter hinab ins Polenztal.

    Unten angekommen, eröffnet sich vor dir ein kleines Wanderparadies: Eine große, sattgrüne Wiese, umringt von hohen, bewaldeten Bergen und an einer Seite angeschmiegt an den idyllisch vor sich hinplätschernden Polenz-Bach. Auch dieser Ort lädt zu einer kurzen Rast ein und die solltest du auch in Anspruch nehmen: Denn jetzt geht’s hoch zum Hohnstein. Und das bedeutet, dass nicht weniger als 100 Höhenmeter zu überwinden sind. Die bisherige Etappe merkst du jetzt schon in deinen Muskeln und Knochen, daher lohnt es sich schon, hier noch einmal kurz auszuruhen und die wunderbare Stimmung inmitten der Natur auf dich wirken zu lassen.

    Ich bin mir nicht sicher, woher der Schindergraben seinen Namen hat, aber eine Schinderei ist er in jedem Fall. Er schlängelt sich recht steil den Berg hinauf und scheint den Malerweg an dieser Stelle endlos in die Länge zu ziehen. Wir waren so in Trance von diesem Wegstück, dass wir beinahe den Abzweig nach Hohnstein verpasst hätten. Nur ein Bauchgefühl und die einsetzende Dämmerung hielten uns davon ab, dem Weg jetzt weiter 

    zu folgen und einen konzentrierten Blick auf die Karte zu werfen. Laut Himmelsrichtung musst Hohnstein hinter uns liegen – nicht vor uns. Diesen kleinen Irrtum korrigierten wir aber  glücklicherweise recht schnell. Und gelangten nach einem aufregenden Tag voller einzigartiger Eindrücke an unser Etappenziel Hohnstein.